Autorin: Stefanie Aufleger
„Wie jede Blüte welkt, und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe … und darf nicht ewig dauern.“
Der Kreislauf des Lebens, den Hermann Hesse in seinem Gedicht Stufen so trefflich beschreibt, fordert uns im Alltag oft heraus: Loslassen, Abschied nehmen – von Ideen, Zukunftsplänen oder gar von geliebten Menschen.
Lächeln, Stärke zeigen, taff durchs Leben gehen – das sind Eigenschaften, an denen wir uns ausrichten. Doch was passiert mit uns, wenn’s mal anders kommt, wir am Boden sind? Können wir dann trauern? Haben wir überhaupt gelernt, Abschied zu nehmen?
Verstorbene verabschieden wir bei einem Begräbnis. Die Trauernden tragen meist schwarz und erfahren von ihrem Umfeld besonderen Schutz und Verständnis. Aber sonst scheint sich in unserer Gesellschaft keine Trauerkultur etabliert zu haben. Obwohl unsere moderne, schnelllebige Zeit mit sich brachte, dass Bindungen brüchiger sind als früher und das Leben – auch die eigene Existenz – dadurch im wesentlichen an Stabilität verloren haben.
Wie trauern wir um Beziehungen, um Partner, Kinder, Freunde, Kollegen, um die Arbeitsstelle, die Mitarbeitenden, die Kundschaft, die Zukunftspläne nach Betriebsschließung? Coronabedingt ein sehr aktuelles Thema, wofür uns offensichtlich Rituale fehlen, die ein Loslassen vom Leben davor erleichtern und ein Weitermachen gestatten. In vielen Fällen leiden Menschen im Verborgenen. Die verschleppte Trauer wird häufig erst dann angepackt, wenn sie fälschlicherweise als Depression oder Burnout diagnostiziert ist. Warum nicht schon vorher?
Wie kannst du richtig trauern?
Zunächst ist es wichtig, deinen Gefühlszustand zu akzeptieren. Es nützt nix, dir selbst und anderen „in die Tasche zu lügen“, so zu tun, als wäre alles gut, wenn’s dir eigentlich zum Heulen zumute ist. Solange du deinen inneren Schmerz verleugnest, steckst du in der Sackgasse fest und willst nicht wahrhaben, dass etwas zu Ende ging, was dir am Herzen lag. Doch genau diese Gefühle gehören zu jedem Trauerprozess.
Oft schützt uns die Wut, der Ärger über die Ereignisse – nur vorübergehend, bis uns die Realität einholt! Wie bei einem vollgestopften Schrank: Auch wenn wir das Gerümpel hinter der Tür nicht sehen … beim nächsten Öffnen fällt es uns womöglich auf die Füße.
Wäre es nicht besser, bei jedem Abschied für einen Moment inne zu halten und dankbar zu würdigen, was geht – um frei zu sein für das, was dann kommt?
Vielleicht zusammen mit einer Freundin, die zuhören kann, ohne eigene Bewertungen! Eine, die Tränen aushält, die ihre Schulter zum Anlehnen anbietet, und bei der man sich traut, sein Herz auszuschütten.
Meist gehts danach schon viel leichter – hinauf zur nächsten Lebensstufe: „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“
Bleib lebendig!
Stefanie Aufleger
STEAUF.de
„Lebendige Unternehmen lernen von der Natur“, das ist das Thema von Stefanie Aufleger, seit 20 Jahren Business-Coach aus Konstanz. Mit ihren Klienten entwickelt sie naturkonforme Strategien und zeigt ihnen, wie sie auf „natürliche Weise“ ihr Leben stabil und leicht gestalten können.